Das Staatsarchiv des Kantons Aargau veröffentlichte zum 200-Jahr-Jubiläum seines Kantons einen Führer, der auch eine Ausstellung begleitete. Piroska Máthé, die seit 20 Jahren als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Staatsarchiv tätig ist, vermittelt in dieser Publikation eine illustrierte Übersicht über den Quellenbestand und die vielfältigen Tätigkeiten ihrer Institution.
Neben dem Neuen Archiv, das die Archivalien des 1803 gegründeten Kantons
Aargau umfasst, besitzt das Staatsarchiv in Aarau weitere wertvolle Aktenbestände. Im Alten Archiv sind Materialien unterschiedlicher Provenienz vereinigt, da der Aargau bis 1798 zu drei unterschiedlichen Herrschaftsgebieten gehörte: Das Fricktal war Teil des habsburgischen Vorderösterreich, die Freien Ämter sowie die Grafschaft Baden wurden von mehreren eidgenössischen Ständen im Turnus regiert, und der Unteraargau war bernisches Untertanenland. So lagern im Alten Archiv auch bernische Archivalien, die das Berner Staatsarchiv bis 1937 in mehreren Tranchen dem Aargauer Archiv übergab. Ganz entfl echten liessen sich die Aktenbestände jedoch nicht: Wer sich mit aargauischer Geschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit beschäftigt, muss sowohl in Aarau als auch in Bern das Archiv besuchen.
Neben staatlichen Archivalien besitzt das Aargauer Staatsarchiv private Bestände von Einzelpersonen, Vereinen und Firmen sowie die grafische Sammlung des Kantons. Ein Überblick der Autorin und ein kurzer Text von Dominik Sauerländer über Firmenarchive vermitteln dazu Hintergrundinformationen. Im Anhang listet die Autorin die Leiter des Staatsarchivs seit 1803, Findmittel und weiterführende Literatur auf. Sehr nützlich ist zudem ein kurzer Abschnitt über die Archivlandschaft des Aargaus. Hier findet man die wichtigsten Informationen über Stadtarchive und weitere bedeutende Archive im Kantonsgebiet.
Die vierfarbig illustrierte Publikation ist ein gutes Hilfsmittel, das die Benutzung der aargauischen Archive erleichtert. Mit dem Titel «Vom Pergament zum Chip» unterstreicht die Autorin, dass Archive im Wandel sind und sich mit neuen Technologien auseinandersetzen. Das Buch ist nicht nur ein Grundlagenwerk für Geschichtsforschende, sondern richtet sich dank seiner attraktiven Aufmachung auch an eine breitere Nutzerschaft. Der Autorin gelingt es, dem Klischee von Archiven als verstaubten Institutionen entgegenzuwirken.
Zitierweise:
Christian Lüthi: Rezension zu: Máthé, Piroska R.: Vom Pergament zum Chip. Kulturgüter im Staatsarchiv des Kantons Aargau, Aarau, AT Verlag, 2003. 223 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 66, Nr. 4, Bern 2004, S. 237f.